Die Architektur: ein Patchwork aus Stilen und ein historischer Spaziergang
Von portugiesischen Handelsposten zu niederländischen und britischen Kolonien: Jahrhundertelang wurde Sri Lanka hin und her geschubst. Was davon geblieben ist? Eine in den größten Städten des Landes verstreute, zwangsläufig koloniale Architektur.
Nach der Landung in Colombo wäre es schade, sich nicht die Zeit für eine Erkundung der Stadt zu nehmen. Im Stadtviertel des Forts wirft die Hauptstadt sich so richtig in Schale. Aber suchen Sie hier nicht das Fort, es existiert nämlich nicht mehr! Zwischen Ministerien und Präsidentschaftspalast gibt es jedoch schöne Gebäude aus der Kolonialzeit zu sehen. Angefangen mit dem ehemaligen holländischen Krankenhaus, dem Dutch Hospital. Mit seinen fünf Gebäudeflügeln, die zwei Innenhöfe umschließen, ist es mit Sicherheit das älteste Gebäude der Hauptstadt. Es wurde zunächst als Apothekerhaus, später als Polizeistation genutzt und schließlich verlassen, bevor es einer umfassenden Restauration unterzogen wurde. Heute ist es eine gute Adresse für ein Abendessen in einem der Restaurants. Und was ist mit dem riesigen Gebäude aus roten Ziegeln und Arkaden, das 1844 von den Briten errichtet wurde? Heute beherbergt es große Geschäfte. Einige Schritte weiter schon wieder Arkaden, diesmal ist es das Grand Oriental: Die ehemalige Soldatenkaserne wurde am Ende des 19. Jahrhunderts zu einem Hotel umgebaut. Weiter geht es zur Sankt-Peter-Kirche, die unter holländischer Herrschaft offizieller Sitz des Gouverneurs war, bevor sie dessen ... Ballsaal wurde! Erst die Engländer gaben der Kirche ihre religiöse Funktion zurück. Und unter dem Vorwand eines kulturellen Spaziergangs schlendern wir weiter zum Arcade Independance Square: Das ehemalige Irrenhaus wurde als Hochschule und später als Verwaltungsgebäude genutzt, bevor es renoviert und zu einem vollkommen unverfänglichen Einkaufszentrum umgebaut wurde.
Das in einem ganz anderen Stil gehaltene Nationalmuseum, ein Werk des sri-lankischen Architekten Wapchi Marikar, ist italienisch angehaucht. Es wurde 1877 eingeweiht und ist von einer sorgfältig gepflegten Gartenanlage umgeben: Natürlich besuchen wir es auch, um mehr über die Geschichte des Landes zu erfahren und die hübsche Maskensammlung zu bestaunen. Ein guter Übergang, denn nun geht es auf einem Umweg zu zwei sehenswerten Tempeln: zu dem 200 Jahre alten Tempel von Kapikaawatha Shivan, um den Göttern Ganesha und Shiva die Ehre zu erweisen, und etwas weiter entfernt zum Gangaramaya-Tempel, der die lokale Architektur fröhlich mit dem indischen und chinesischen Baustil vermischt.
Kandy, die Eklektikerin
Mit seiner viktorianischen Fassade ist der Bahnhof von Kandy, der zweitgrößten Stadt Sri Lankas, einer der schönsten des Landes. Man muss ihn betreten, um ihn gebührend bewundern zu können: Das Parkett an Boden und Fahrkartenschaltern erinnert an vergangene Zeiten. Im ehemaligen königlichen Palast, in dem früher der Kolonialverwalter seinen Sitz hatte, ist heute das Archäologische Museum untergebracht. In der Nähe des Sees befindet sich das Queen’s Hotel, das älteste von den Briten erbaute Hotel. Und dann kommen wir gleich schon zum Hôtel Suisse, im 17. Jahrhundert Sitz des Oberministers des königlichen Kornspeichers. Nicht weit von der Stadt entfernt befindet sich Kandy House, eine prächtige Landvilla in einem üppigen tropischen Garten, die im 19. Jahrhundert den letzten Oberminister des Königreichs Kandyan beherbergte. Sie haben noch nicht genug? Dann lassen Sie sich vom Charme der Teebauernhäuser von Ceylon Tea Trails verzaubern, eine Relais & Châteaux-Unterkunft in 1250 Metern Höhe in der Nähe von Nuwara Eliya.
Galle, Liebe auf den ersten Blick
106 km südlich von Colombo erstreckt sich Galle am Indischen Ozean. Es ist einfach unmöglich, diese Stadt mit ihrem reichen kolonialen Erbe, welche die Geschichte des Landes vor dem Hintergrund der spritzenden Meeresgischt zusammenfasst, nicht ins Herz zu schließen. Sie teilt sich in zwei große Viertel. Es macht Spaß, die Neustadt mit ihrem kleinen überdachten Markt, einem Vermächtnis der Portugiesen, zu erkunden. Ein Blick auf den makellosen Rasen des internationalen Cricket-Stadions und gleich dahinter zeichnet sich im Schutz ihrer Befestigungsmauern die Altstadt ab, die zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt wurde. Jede Straße, jede Bastion der von den Portugiesen errichteten, von den Holländern erweiterten und von den Briten verstärkten Stadt lässt sich nach Lust und Laune fotografieren. Man bummelt umher, um sich überraschen zu lassen, hier von der schmucklosen reformierten holländischen Kirche mit ihrem von Grabsteinen bedeckten Boden, dort von einer Schiffsanlegestelle aus dem 19. Jahrhundert. Auch die Häuser erzählen die Vergangenheit der Stadt: geschwärzte Dachziegel, Stuckzacken, Kolonnaden, die eine Veranda tragen. Lustig ist auch das historische Wohnhaus, das ein erstaunliches Durcheinander kolonialer Objekte birgt: Porzellan, vergilbte Spitzen, Schmuck, Wappen ... Ein Teil dieser Sammlung steht sogar zum Verkauf und verfügt über die erforderlichen Exportzertifikate und -genehmigungen!