Vom Buddhismus zur Archäologie: die Schätze Sri Lankas
Es ist schon ein eigenartiges kulturelles Dreieck, das nicht nur die ehemaligen königlichen Städte, Hochburgen des sri-lankischen Buddhismus, einschließt, sondern auch Stätten, die zwar keine religiöse Bedeutung haben, aber dennoch den fantastischen Schmelztiegel der sri-lankischen Kultur bilden. Der Beweis dafür: Allesamt wurden sie zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt!
Zwar hat der Buddhismus seinen Ursprung in Indien, dennoch kam er im Jahr 247 v. Chr. nach Sri Lanka, wo er sich auf der Grundlage einer der ältesten Schultraditionen des Buddhismus entwickelte: des Theravada. Heute ist der Buddhismus in Sri Lanka Staatsreligion. Das bedeutet, dass seine Spiritualität allgegenwärtig ist.
Anuradhapura: ruhmvolle Königsstadt
Als erste königliche Hauptstadt des Landes ist Anuradhapura eine der fünf Stätten des „Goldenen Dreiecks“ und die Hochburg des Buddhismus. Auf mehr als 40 Quadratkilometern befinden sich Dutzende Tempel im Dschungel verstreut, die von eindrucksvollen Dagoben bewacht werden! Meinen Sie nicht, sie alle zu Fuß und ohne Hilfe besuchen zu können: Ein Fahrrad und Lageplan sind unverzichtbar, um Jetavanarama, eine 122 Meter hohe Dagoba, das Kloster Abhayagirivihara oder Ruwanwelisaya, eine mit Elefanten verzierte Dagoba in strahlendem Weiß, zu besichtigen; nicht zu vergessen den Tempel Isurimuniya, der im 3. Jahrhundert in den Felsen gegraben wurde, um den jungen Mönchen ein Zuhause zu bieten.
Aber der heiligste Ort von allen ist nach wie vor der Bodhi, der Baum, auf dem der Fürst Siddharta die Erleuchtung erlangte und Buddha wurde. Ein Ableger wurde aus Indien nach Sri Lanka gebracht und hier eingepflanzt. Diese fast 30 Meter große und von einem hohen Gitter umgebene Pappel-Feige ist ein Ort der Verehrung und Andacht: Hier setzt man sich mit der Familie hin, steckt sich ein farbiges Band an, trägt Buddha einen frommen Wunsch vor und betet natürlich im angrenzenden, feierlich schlichten Tempel. Kommt man um 18 Uhr, kann man einen Zug von in weiß gekleideten Gläubigen beobachten, die bei Trommelklang ihre Gaben darbringen. Und man begreift, was innere Ruhe ist.
Polonnaruwa, konzentrierte Archäologie
Polonnaruwa, die zweite von der UNESCO als Weltkulturerbe ausgewählte heilige Stadt hat mit ihrem von Nebengebäuden, Klöstern, Tempeln und riesigen Buddha-Statuen umgebenen königlichen Palast eine vielfältigere Architektur zu bieten. Auch hier ist das Fahrrad am besten geeignet, um die antike Stadt nach einem spannenden Zwischenstopp im Archäologiemuseum zu erkunden. Dabei sollte man sich auf keinen Fall das Viereck mit dem Mondstein des Vatadage oder Säulengangs, dem recht gut erhaltenen Thuparama-Tempel und Gal Pota, dem verblüffenden riesigen Buch aus Stein, entgehen lassen. Ein Tag ist fast zu kurz, um das Wesentliche zu besichtigen.
Sigiriya, der Löwenfelsen
Gewiss hat der Ort östlich von Polonnaruwa nichts mit dem Buddhismus zu tun. Dennoch verschlägt einem die Festung von Sigiriya, die sich an den Gipfel einer Felsspitze aus rotem Stein krallt, die Sprache. Fast 1000 Stufen – und zwar steile Stufen! – sind zu bewältigen, um an der Graffiti-Wand mit teilweise aus dem 9. Jahrhundert stammenden Malereien vorbei das Adlernest zu erreichen. Auf halbem Wege wird Rast gemacht, um wieder zu Atem zu kommen ... Bevor man angesichts des Juwels des Ortes den Atem anhält: an einem Felsvorsprung, der die sanften, glänzenden Farben bewahrt hat, prangt das kunstvoll gezeichnete Portrait der Wolkenmädchen von Sigiriya, 21 junge Frauen, von denen nur noch ein Dutzend erhalten sind. Von den 15 000 Quadratmetern des Palastes hat nur die Zisterne dem Zahn der Zeit getrotzt, aber die Plattform bietet einen herrlichen Ausblick auf die Gärten, die Terrassen und den Dschungel.
Inbrünstiges Kandy, majestätisches Dambulla
Kandy, die ehemalige Hauptstadt der Insel, hält auch den Titel der heiligen Stadt. Der Tempel des heiligen Zahns von Buddha ist von wunderschönen botanischen Gärten umgeben. Und die Reliquie? Sie wird sorgfältig und vor Blicken geschützt in einem Goldschrein in einer heiligen Kammer aufbewahrt. Aber in drei Zeremonien am Tag können die Gläubigen, die extra in Scharen herkommen, um Gaben darzubringen, einen Blick auf den Reliquienschrein erhaschen.
Etwas weiter im Norden Kandys lädt das Kloster des goldenen Tempels, auf dem ein 30 Meter hoher majestätischer Buddha thront, zu einem Halt in der Stadt Dambulla ein, die das berühmte kulturelle Dreieck schließt. Die riesige Buddha-Statue ist erst der Anfang einer Reihe von über 150 weiteren Statuen und einer Unzahl von Höhlen mit faszinierenden Felsinschriften.
Tausende von Tempeln
Noch immer nicht genug? Die Tempel und Statuen bilden ein fantastisches Netz über die gesamte Insel. So sind es nur rund 15 Kilometer zwischen Anuradhapura und Mihintale, der Wiege des Buddhismus: Man sagt, dass der Mönch Mahinda es hier fertig brachte, den König Devanampiya Tissa von Anuradhapura zu bekehren. Wir nehmen unseren ganzen Mut zusammen, um die mehr als 1500 Stufen bis zum Tempel in Angriff zu nehmen ... Aber für den Ausblick lohnt sich die Anstrengung! Man kann auch einer der ältesten Dagoben des Landes, der Kanthaka-Dagoba, einen Besuch abstatten. Auf der Straße des Yala-Nationalparks wartet der Buduruwagala-Tempel mit seinen sieben in den Felsen gehauenen Buddhas und im Norden von Ambalangoda birgt Galagoda einen 35 Meter langen liegenden Buddha.