Eintauchen in fremde Welten
Ein Meer von Korallenriffen
Wer eine Insel wirklich kennenlernen will, kommt nicht umhin, auch ihre Unterwasserwelt zu erkunden. In Sri Lanka säumen wunderschöne Korallenriffe die Küste. Sie beherbergen eine atemberaubende Artenvielfalt: Anemonen, Kraken, Langusten, Muränen und über 100 Arten tropischer Fische: Papagei-, Doktor- und Clownfische, Kaiser- und Steinfische, mehrere Rochenarten, Barrakudas und nicht zu vergessen die Korallen selbst, bei denen sich es ja ebenfalls um Tiere handelt und die hier mit 140 Arten vertreten sind. Eine davon ist die Gorgonie, die aufgrund ihrer gefiederten Tentakeln auch Seefächer genannt wird und auf Sri Lanka besonders zahlreich im nach ihr benannten Gorgoniengarten vorkommt, einem herrlichen Tauchspot vor der Küste Colombos, in dem ein empfindliches natürliches Gleichgewicht herrscht.
Manchmal wachsen Korallen in dichten Teppichen auf unterseeischen Höhenrücken, wie sie beispielsweise am Rande des Meeresschutzgebiets auf der Île aux Pigeons zu finden sind. Solche Plätze sind sehr beliebt für Tauchgänge. Korallen lassen sich aber auch vom Boot aus erkunden, und wem das Tauchen weniger zusagt, kann auch einfach ins Wasser gehen und sie, ausgerüstet mit Tauchflossen, Maske und Schnorchel von der Wasseroberfläche aus beobachten.
Mystische Kreaturen
Die Meeresschildkröte, von der es auf Sri Lanka fünf verschiedene Arten gibt, zählt zu den geheimnisvollsten Tieren. Sie lässt sich gut dabei beobachten, wie sie mühelos durch das Wasser gleitet. Allerdings sollte man sie dabei möglichst wenig stören, denn ihre Ruhe ist den Tiere heilig. Mehrere lokale Einrichtungen haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Nester an den Stränden zu schützen und zu zählen. Die Jungtiere werden in Becken gesetzt, wo sie geschützt vor Vögeln, Waranen, Wilderern und Fischernetzen heranwachsen können. Sobald die jungen Schildkröten alt genug sind, werden sie ins Meer entlassen.
Auch Seeschlangen sind ungewöhnliche Tiere und viel unheimlicher als Meeresschildkröten. Die im Meer rund im Sri Lanka vorkommende Seekobra ist durchaus gefährlich. Sie ist aber so scheu, dass sie den Menschen im Wasser nicht zu nahe kommt. Auch Haie, von denen etwa sechzig Arten im Meer vor Sri Lanka leben, sind geheimnisvolle Kreaturen. Zu den kleinen Juwelen der Insel gehört der Schwarzspitzenhai, der an der Rückenflosse mit der schwarzen Spitze leicht zu erkennen ist. Die meisten Haie sind ungefährlich, wenn man nicht gerade auf die dumme Idee kommt, ihnen Fisch vor die Schnauze zu halten. Viele Haie kommen auch gar nicht erst an die Wasseroberfläche.
Dann gibt es noch die Meeressäuger, allen voran etwa zehn verschiedene Delfinarten, die sich sehr leicht beobachten lassen, wenn man im Segel- oder Motorboot unterwegs ist. Auch die meisten Walarten sind vor Sri Lanka vertreten. Sie sind allerdings scheuer und nie alle zur gleichen Zeit anzutreffen, da sie im Meer weite Strecken zurücklegen. Selbst der 30 m lange Blauwal, das größte Säugetier der Erde, ist hier zu finden. Achtung: Unterstützen Sie keine Whale-Watching-Touren, die unprofessionell organisiert sind und neuste wissenschaftliche Erkenntnisse außer Acht lassen. Beispielsweise darf man sich einem Wal auf höchstens 100 m nähern, da sonst ein erhebliches Risiko dafür besteht, dass er durch den Schiffsrumpf oder die Schiffsschraube verletzt wird.
Geheimnisvolle Wracks
Aufgrund seiner engen Verbindung zu Großbritannien blieb Sri Lanka nicht von den Auswirkungen der beiden Weltkriege verschont. Vor der Hafenstadt Trincomalee liegen besonders viele Wracks gesunkener Kriegsschiffe. Außerdem liegen dort die Wracks des gigantischen, 1997 gesunkenen Erzfrachters MV Cordiality und die Überreste mehrerer japanischer Flugzeuge vom Typ Mitsubishi A6M Zero, die im letzten Krieg bei Angriffen auf den Hafen im Flug abgeschossen wurden.
Die HMS Diomede liegt schon seit dem XVIII. Jahrhundert auf dem Meeresgrund. Außerdem gibt es hier das größte Schiffswrack der Welt zu entdecken, das Admiralitäts-Schwimmdock, das wegen eines versehentlich verursachten Lecks in einem Ballasttank gesunken ist. Es ist mehr als einen Kilometer lang und 200 m breit und hatte die Aufgabe, die königlichen Kriegsschiffe, die zu viel Tiefgang hatten, zu versorgen und zu warten.
Der Dampfer SS Perseus fuhr 1917 vor der Küste Colombos auf eine Mine und sank. Der Frachter SS Rangoon liegt nur einen Steinwurf von der Festung Galle im Südwesten entfernt auf dem Meeresgrund. 1942 versenkten die Japaner den Tanker SS British Sergeant. Das Wrack liegt in nur 20 m Tiefe und ist daher leicht zugänglich. Es zählt zu den meistbesuchten Schiffswracks der Welt. Die Japaner haben auch den Flugzeugträger HMS Hermes versenkt, den ersten von den Briten gebauten Flugzeugträger, ein wahren Unterwasserlabyrinth, in das sich nur sehr geübte Taucher wagen sollten. Und schließlich gibt es noch etwas ganz und gar Einzigartiges zu entdecken: Einen vollkommen von Tropfsteinen eingehüllten Hindutempel inklusive des Elefantengottes Ganesha, den die katholischen Portugiesen, die keine Religion außer ihrer eigenen duldeten, im Meer versenkt haben.
Bei einem Strandspaziergang, vom Schiff aus oder wenn man einfach nur vom Strand aus das Meer beobachtet, bietet sich die Gelegenheit, den Stelzenfischern, die es nirgendwo sonst auf der Welt gibt, bei der Arbeit zuzusehen. Jeden Morgen besteigen sie ihre Holzgestelle, von denen aus sie bei Flut Heringe oder Makrelen angeln. Dieser Anblick ist in der Region Galle an Merkwürdigkeit kaum zu überbieten. Der Tradition soll der Gedanke zugrunde liegen, dass man von einem festen erhöhten Platz aus leichter in die Tiefe vordringen und somit mehr Fische fangen kann als vom sanft abfallenden Strand oder vom Pier aus.