Nebelkette
Botanische Vielfalt und Land der Legenden
Trotz ihrer Klassifizierung seit 2010 als UNESCO-Weltkulturerbe ist die fast genau im Zentrum Sri Lankas liegende Knuckles-Bergkette bisher weitgehend vom Massentourismus verschont geblieben. Verwaltungstechnisch befindet sie sich genau zwischen den Bezirken von Kandy und Matale. Die durch einen Einsturz entstandene geologische Formation ist nach der regelmäßigen Abfolge ihrer abgetragenen Gipfel westlich des Massivs benannt: Aus bestimmten Blickwinkeln erinnert ihr Umriss, der sich vor dem Himmel absetzt, an die Fingerknöchel (knuckles) einer geballten Faust. Dieser seltsam anmutende Name wurde ihr von einem der ersten Vermessungsingenieure gegeben, die hierher kamen ... einem Briten. Die Einheimischen nannten die Bergkette jedoch bereits Dumbara Kanduvetiya, „Nebelgebirge".
Das höchstgelegene Gebiet rund um den Gombaniya (1906 m) bleibt stets von einem geheimnisvollen, dichten Nebelwald bedeckt, der wie Watte aussieht. Die hohe Luftfeuchtigkeit ist günstig für die Entwicklung zahlreicher Spezies, daher auch die Klassifizierung durch die UNESCO. In den Knuckles trifft man auf ein Drittel der endemischen Pflanzen, also der Flora, die ausschließlich in Sri Lanka beheimatet ist. Wenn man die besonders feuchten Gebiete außen vor lässt, sind die Berge auch ein Mikrokosmos, der sämtliche Klimabedingungen der Insel in einer einzigen Zone vereint.
Das Knuckles Conservation Centre in Ilukkumbura liefert einige praktische und geologische Informationen. Vergessen Sie nicht, die Gebühr für die Zutrittserlaubnis zur Knuckles-Bergkette zu entrichten – sie ist nicht sehr hoch. Die klassischste unter den klassischen Touren startet nicht weit von Ilukkumbura entfernt und ist ein kurzer, nur 1,5 Kilometer langer Aufstieg bis zum berühmten Mini World‘s End. Als „kleines Ende der Welt“ wird der Blick von der 1192 Meter hohen Klippe bezeichnet. Der Weg dorthin besteht mal aus roter Erde, mal aus Steinen. Es ist heiß. Feucht. Am besten geeignet sind atmungsaktive Kleidung, die die Luftzirkulation erleichtert, und gute Wanderschuhe.
Eine achtstündige Wanderung
Das Mini World‘s End ist wie ein Fenster über den gesamten südlichen Teil des Massivs und eine der eindrucksvollsten Landschaften der Knuckles. Achtung, der Aussichtspunkt ganz oben ist nicht durch ein Geländer gesichert! Ein weiterer Klassiker unter den längeren Trekkingtouren ist der Trail von Bambarella über die Knuckles bis nach Thangappuwa. Eine sieben- bis achtstündige Wanderung mit vielen Auf- und Abstiegen ... entsprechend dem Profil der Knuckles. Die Strecke ist gut ausgeschildert und führt zunächst durch Teeplantagen und Dörfer mit niedrigen, bunten Häusern – die letzte Gelegenheit, seinen Wasservorrat aufzufüllen, auch wenn der Weg an Bächen, Wildflüssen und Wasserfällen vorbeiführt (füllen Sie Ihre Flaschen einfach jedes Mal auf, wenn Sie frisches Wasser finden).
Nehmen Sie auch etwas zu Essen mit. Zwei zusätzliche Mahlzeiten als Sicherheit im Gepäck zu haben, ist klug, wenn man ohne Guide unterwegs ist: Nicht alle Strecken sind immer gut ausgeschildert und können einige Marschstunden mehr gegenüber der geplanten Strecke bedeuten. Außerdem sollten Sie eine gute Lampe und für alle Fälle eine Schlafausrüstung, eventuell sogar ein leichtes Zelt im Gepäck haben, da die Nächte frisch sind.
Einige Tipps wie eine Gebrauchsanweisung
Der Knuckles-Wald ist so dicht, dass das Licht sich kaum hindurch kämpfen kann. Manchmal hat man den Eindruck, es ist schon Abend, bevor man wieder den Waldrand und das Licht der heißen Tagesstunden erreicht. Auf der Strecke wurden Beobachtungsposten errichtet, damit die Wanderer auch einmal etwas anderes als das Grün des dichten Laubs zu sehen bekommen. Manchmal muss man den direkten Weg verlassen, um sich etwas Zeit zur Beobachtung der Natur zu nehmen, oder sogar ein bisschen klettern, um die Gipfel zu erreichen. Vor der Ankunft in Tangappuwa verwandelt sich die Landschaft in eine weite, von abgerundeten Felsen gespickte Ebene.
Von einer festen Unterkunft im Zelt oder Guest House aus sind potenziell vier bis fünf Tage lang Sternwanderungen möglich. Theoretisch könnten Sie in den Knuckels auf wilde Elefanten treffen – vor denen Sie sich in Acht nehmen sollten – und sogar einem Leoparden begegnen. Wahrscheinlicher ist es jedoch, dass Sie am Startpunkt der Wanderungen Hundeeskorten und schwarze Kühe sehen, bisweilen Sambar-Hirsche, Eichhörnchen, Eidechsen, Vögel ... Ganz sicher begegnen werden Sie allerdings den Blutegeln, vor allem in hohen Gräsern und Wasserstellen. Um sie loszuwerden, können Sie sie mit Mückenschutzmittel besprühen oder sich ihnen mit einem Feuerzeug oder einer Brandfackel mit Flamme nähern. Gegen die Blutegel helfen gut geschlossene Schuhe, die Sie für die Wanderung durch das Gebiet mit dicken Plastiksäcken umwickeln können.